Die Rhetorik der Website

Die Rhetorik der Website
Lebensadern | Polylinear

Die Strukturierung und visuelle Gestaltung polylinearer, hypermedialer Publikationen.

2. Motivation und Zielsetzung

2.1 Rhetorikwissenschaftlicher Ansatz

Die Gemeinsamkeit jeglicher wirkungsbedachter Formen der Präsentation von Informationen mit rhetorisch-orientierten Reden wird wie folgt gekennzeichnet:

”Rhetorisch wird Rede durch ihre Wirkungsintentionalität, so dass mit ihr nicht allein der zweckhaft-pragmatisch und ästhetisch geformte Sprechakt gemeint, sondern auch die Beziehung zwischen der sprachlichen Produktion und ihren Adressaten eingeschlossen ist. Das bedeutet auch Einbezug der ganzen Vielfalt von Präsentations- und Schauelementen, also des audiovisuellen [sic!] Bereichs […], der […] eine traditionelle Domäne der Rhetorik darstellt, rhetorischer Analyse als auch ohne semiotische Hilfskonstruktion zugänglich, weil die Sprache der grundlegende symbolische Ausdruck des Menschen ist und alle anderen bewusst gehandhabten Kommunikationssysteme von ihr abgeleitet sind und sie voraussetzen.”1

Dass es sich bei einer »Website«2 mit ihrem Hypertext [link:II.4.2] auch um eine ”sprachliche Produktion” handelt, dass für deren Produktion die ”ganze Vielfalt […] des audiovisuellen Bereichs” zu berücksichtigen ist, dass eine »Website« eine auf Wirkung bedachte Form der Übermittlung von Informationen darstellt beziehungsweise darstellen sollte und dass sie sich als ”bewusst gehandhabte(s) Kommunikationssystem” von der ”Sprache als grundlegendem symbolischen Ausdruck des Menschen ableitet”, setzt der Autor dieser Arbeit zunächst voraus und muss es im Folgenden unter rhetorikwissenschaftlichen Gesichtspunkten belegen.

Dabei umfasst die Rhetorik im Sinne der »Allgemeinen Rhetorik«, sowohl die »Angewandte Rhetorik« wie auch die »Theorie der Rhetorik«. Das heißt es handelt sich sowohl um die Bereiche zur ”praktischen Redekunst” wie um die ”Theorie der Beredsamkeit”.3 Die Zielsetzung vorliegender Arbeit besteht nun darin, entsprechend der »Allgemeinen Rhetorik«, den Untersuchungsbereich der »Rhetorik der Website« weitestgehend und theoretisch zu bestimmen, um dann ihren damit zusammenhängenden praktischen Anwendungsbereich vorzustellen und nachzuweisen. Unter diesen genannten Voraussetzungen wird die Beziehung zwischen der »Rhetorik« und der »Website« dargestellt. Um die Motivation für dieses Vorhaben zu klären, bedarf es zunächst einiger Grundgedanken [link:I.2.2] und Ausführungen zu den Grundbegriffen [link:I.2.2]. Dem folgen dann Erläuterungen zur Vorgehensweise [link:I.2.3] und zu den in dieser Arbeit verwendeten Termini, bevor es im zweiten Teil dieser Arbeit zur eingehenderen Schilderung der rhetorikwissenschaftlichen Relevanz [link:II.3] des Themas kommt, wodurch auch die Motivation zur Umsetzung dieses Vorhabens abschließend deutlich wird.

2.2 Grundgedanken und Grundbegriffe

Mit der täglich wachsenden Menge von elektronisch gespeicherten Daten, nach Aussagen von Matthias Senor verdoppelt sich alle drei bis fünf Jahre die komplette, digitalisierte Datenmenge der Menschheit4, ergibt sich folgendes Problem: Zur Erleichterung oder gar Ermöglichung der Rezeption von elektronisch-gespeichertem Wissen und zur Gestaltung und Strukturierung der damit verbundenen, digitalisierten Informationen, müssen sowohl inhaltliche, wie auch formale Probleme bei deren Vermittlung und Übermittlung gelöst werden. Folgende Abbildung differenziert einleitend die Begriffe Daten – Wissen – Informationen und illustriert deren Zusammenhang.5

Eine erst seit Mitte der 90ziger Jahre intensiv angewandte Methode zur globaler Verbreitung von Wissen und Informationen ist deren Veröffentlichung im Internet [link:II.4.1].6 Das dazu nötige digitalisieren von Daten, stellt aber noch keine Informationsquelle dar. Durch das Zusammentragen von wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Sachverhalten, ihrer digitalen Archivierung und deren zur Verfügung stellen im Internet, wird man die „Informationsflut“ nur erhöhen und nicht mehr bewältigen.7 Zudem würde niemand mehr in der Lage sein, die für ihn notwendigen oder interessanten Inhalte zu finden und zu rezipieren. Manche Behauptungen gehen aber auch dahin, dass das potentielle Auffinden von Inhalten im W3 generell in Frage gestellt werden muss. Den Menschen werden in der „Wüste Internet“ sowieso kaum Inhalte präsentiert8 und wenn von »Content« die Rede ist, muss noch lange kein (stofflicher) Inhalt dahinter stehen.9 Die so genannten Suchmaschinen,10 von solchen Suchdiensten wie ”Altavista”, ”Yahoo”, ”Infoseek” oder ”Lycos”, um nur vier von über zwei Dutzend relevanten11 zu nennen, sind kaum noch in der Lage dieser ”Informationsflut” Stand zu halten.12 Die Suchdienste können die stetig neu entstehenden Datenquellen nur sichten beziehungsweise sichten lassen. Sie sind ohne jeden Einfluss auf die vorgefundene Gestalt und Struktur derselben.13 Wenn nun im Gegensatz zu einer Wüste ein Überangebot von Quellen existiert, müssen diese zur nutzbringenden Verwendung für die Rezipienten auch nutzbar sein und dementsprechend gestaltet beziehungsweise präsentiert werden.14

2.2.1 »Informationsdesign« und »Website-Design«

In der Informationsgesellschaft ist es also aufgrund einer Flut von zunächst reinen Datenquellen notwendig, die Wissens-Inhalte zu erzeugen (semantische Verknüpfung von Daten = Wissen) und sie anschließend erfassbar zu machen (Erfassung von Wissen = Informationen). Die dem Nutzer vorgeschaltete Rezeption von Wissen (Erstellung von Informationen) und die daran anschließende systematische Gestaltung gewonnener Informationen zur Erhöhung der Verständlichkeit von Wissen, stellt den Tätigkeitsbereich des »Informationsdesign« dar und befindet sich auf oben gezeigter Abbildung [link:Abb.I.2.2.1] im Rezeptionspolygon. Hierzu im folgenden eine Definition vom ”International Institut for Information-Design”:15

  • Design ist das Erfassen einer Problemstellung und die geistige Werkschöpfungsleistung eines Urhebers. Sie manifestiert sich in Entwürfen und Plänen, zu denen auch Konzepte und Spezifikationen zählen.
  • Informationsdesign ist das Definieren, Planen und Visualisieren der Inhalte einer Mitteilung und des Umfeldes, in dem sie dargeboten wird, mit der Absicht, bestimmte Reaktionen im Hinblick auf die Bedürfnisse der Adressaten hervorzurufen.

Die Begriffe »Design« und »Gestaltung« werden in der Regel synonym verwendet,16 wobei im Kompositum Informationsdesign ”zwei Momente planvoll-kreativer Arbeit”17 nach der Erfassung von Wissen zum Ausdruck kommen. Zum einen der ”prozeßhafte[n] Ablauf des Entwerfens und Produzierens”18, zum anderen ”das daraus entstehende Ergebnis.”19 Der Informationsdesigner ist selbst erst Rezipient von Wissen (Definieren), und erleichtert, nach visuell-orientierter Aufbereitung von Inhalten (Planen und Entwerfen), die Nutzbarkeit von Wissen mit Hilfe seiner erlangten Informationen. Der weiterführende Aufgabenbereich des Informationsdesign ist die visuelle Gestaltung dieser Informationen für ”Benutzungsoberflächen”20 (Visualisieren und Produzieren). Die daraus resultierenden ersten Ergebnisse führen dann, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und unter zielgerichteter Beeinflussung der Reaktionen von Nutzern/Rezipienten, zur kontextabhängigen und nützlichen Präsentationsform (Ergebnis). Der Einsatzbereich des Informationsdesign liegt klar in visuell-orientierten Medien und betrifft nicht nur die Designbereiche bildschirmgebundener Medien, wie zum Beispiel das WWW mit dem »Website-Design«, sondern auch papiergebundene Medien mit dem »Printdesign«.

Die traditionellen Verfahren zur Wissensvermittlung mit Hilfe der Printmedien sind zwar weiterhin nötig, aber in einigen Wissenschafts- und Forschungsbereichen zu langwierig. Viele Veröffentlichungen müssen relativ schnell einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zum einen, um weitere Forschungen zu ermöglichen, zum anderen, weil der Autor sein geistiges Eigentum nur durch eine rasche Publikation schützen kann. Diese Bedingungen gelten allerdings nicht nur für den wissenschaftlichen Hochschulbereich und seine Publikationen, sondern auch für eine große Anzahl von Unternehmen aus der Wirtschaft. Das Ergebnis ihrer Unternehmungen, das Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung, sollte nicht nur weithin bekannt, sondern möglichst vor der Konkurrenz (dem Mitbewerber!) auf dem Markt präsent sein.21 Eine immer mehr genutzte Möglichkeit hierfür, bietet das World Wide Web beziehungsweise die Veröffentlichung von thematisch zusammengefassten Informationen an einem Ort im Internet, respektive in einer Website. Dazu sind aber die Digitalisierung und die elektronische Speicherung von Informationen notwendig, wodurch die sonst informationsrepräsentierende Oberfläche »Papier«, durch den »Bildschirm« ersetzt werden muss.

Das Informationsdesign beschäftigt sich bis heute weitestgehend mit der Visualisierung von Inhalten, doch sind Tendenzen erkennbar auch die akustische Umsetzung von Inhalten stärker zu berücksichtigen.22 Die visuelle Gestaltung von Bildschirmoberflächen, beziehungsweise von Benutzungsoberflächen einer Website auf dem Bildschirm, ist ein Schwerpunkt des »Website-Design«. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich bei diesem Informationsdesign für das WWW ebenfalls auf die visuelle Komponente der oft audiovisuell geprägten Websites.

2.3 Vorgehensweise und Begriffsbestimmungen

Das Website-Design muss sich mit der hyperlink-basierten [link:II.5.1] Struktur des WWWs und der (netzwerk-)technischen Übermittelbarkeit [link:II.5.2] von Informationen und Hypermedia-Elementen [link:II.4.2] auseinandersetzen. Der Begriff »Webdesign«, der die über den Kontext einer Website hinausgehenden Aspekte ihrer Präsentation mit berücksichtigt, ist somit treffender. Im Webdesign ist die Struktur des WWW maßgeblich für die Strukturierung von Websites. Die hinter der Bildschirmoberfläche existierende, nicht-sichtbare und dezentrale [link:III.6.2] Struktur einer Website wird zum Beispiel erst durch Visualisierungskonzepte [link:III.6.3], die Navigationsprogrammierung [link:III.6.4] und durch die einheitliche Platzierung [link:III.7.2] von Navigationselementen [link:III.6.4] transparent und somit für den Nutzer erkennbar. In allen Fällen wird aber nur dann die Rezeption der Informationseinheiten von Websites erleichtert, wenn die Angebote für den Rezipienten nicht nur nützlich, sondern durch eine – zunächst formal – korrekte [link:II.5.2] Gestaltung auch nutzbar sind. Im dritten Teil dieser Arbeit bedarf es dazu vor allem sichtbarer Belege. Solche Abbildungen dienen nicht nur zur Illustration der Analyse, sondern auch zur Demonstration für empfehlenswerte Nachahmungen, oder definitive Ablehnungen. Um den Vermittlungsgrad von Informationen zu beurteilen, beziehungsweise um deren grafische Umsetzungen im Hinblick auf den Nutzen bewerten zu können, sollten neben Stilfragen zur Darstellung [link:III.8] auch die Verfahren der Evaluation [link:III.8.4.1] für die Erreichung angestrebter Ziele und Intentionen in Betracht gezogen werden.

Die vorliegende Arbeit gibt keine praktischen Anweisungen in Form von Programmiersprachen-Tips in HTML, VRML etc. [link:II.4.2], oder zur Beherrschung von Bildbearbeitungsprogrammen. Auch die Analyse existierender Autorensysteme [link:IV.9.1.2] zur Website-Produktion, oder deren korrekten Benutzung, ist nicht Gegenstand dieser Arbeit. Es geht auch nicht nur um die Gestaltung einzelner Web-Seiten, sondern um die Belange und Strukturierung deren thematisch-orientierten Zusammenschlüsse an einzelnen Orten im Internet, ähnlich einer mehrseitigen Publikation im Printbereich. Unter diesem Aspekt wird hier »(Web-)Publikation« synonym für Website verwendet. Weiterhin kann bei der Erstellung solcher Sites auch von der Produktion einer »Software-Anwendung« gesprochen werden. Die durch das computerbasierte ”Massenmedium Internet” [link:II.4.1] bedingte Benutzungsweise einer Site ist ohne weiteres mit der Benutzung einer Softwareapplikation für Computer vergleichbar. Aus diesen beiden Gründen rechtfertigt sich für eine Website auch die Bezeichnung »hypermediale Publikation« beziehungsweise »Hypermedia-Anwendung«. Die gemeinsame Bedeutung der verwendeten Begriffsvarianten wird in Folge aus dem jeweiligen Kontext heraus deutlich und unterstreicht eine weitere Absicht der vorliegenden Arbeit.

Indem der gesamte Aufgabenbereich eines Rhetorikers im Webdesign illustriert und belegt wird, wird die sonst vorgenommene Trennung zwischen den Aufgaben eines Autors und eines Designers ansatzweise wieder aufgehoben. Für einen Rhetoriker gilt es nicht nur eine Rede zu schreiben, oder gegebenenfalls eine Website mit Inhalten zu versehen (Web-Autor), sondern die Rede auch zu halten respektive die Website mit zu produzieren und anschließend zu präsentieren (Web-Designer). Die notwendige Programmierung in HTML, VRML etc. während der Produktion von Websites und ihre internetbasierte Übermittlung, betreffen das technische Moment im Medium WWW und sind die Aufgaben eines Informatikers beziehungsweise Netzwerktechnikers. Doch zur Umsetzung einer gelungenen Website bedarf es auf Seiten des Rhetorikers zumindest des Grundwissens technischer Funktionen und Sachverhalte im W3.23 Somit zeigt vorliegende Arbeit die Maßgaben aus dem Webdesign für die »Rhetorik der Website« auf und gleichzeitig, da sich Webdesigner zur Übermittlung von Informationen auch mit den grundlegenden Formen der Kommunikation auseinandersetzen müssen, die Maßgaben aus der »Rhetorik der Website« für das Webdesign. Im Folgenden wird dafür zunächst die »Kommunikation zwischen Menschen via Computer« [link:II.3.1] näher erläutert. Diese Kommunikationsform wird dann, im Kontext einer »Visuellen« [link:II.3.2] und »Semiotischen« [link:II.3.3] Rhetorik, näher betrachtet.

Anmerkungen

  1. Gert Ueding und Bernd Steinbrink: Grundriß der Rhetorik. Geschichte – Technik – Methode. (3. überarbeitete und erweiterte Auflage) Stuttgart / Weimar 1994, S. 203. Und vgl. hierzu Roman Jakobson: Aufsätze zur Linguistik und Poetik. Hg. V. Wolfgang Raible. München 1974, o.A. – Jakobson wird von Ueding/Steinbrink als Vergleich zu ihren Ausführungen angegeben.
  2. Eine Web-»Site« ist die strukturierte Ansammlung mehrerer »Webpages« (Webseiten) an einem »Ort« im World Wide Web [link:II.4], wobei es sich um einen WWW-Server [link:II.4.1] im Internet handelt, auf dem die Webseiten in Form programmierter HTML-Dateien [link:II.4.2] abgespeichert sind. Der Begriff »Website« wird somit in Abgrenzung zu den Bezeichnungen »Webpage« und »Homepage« verwendet, da die »Homepage« nur eine einzelne Seite im WWW darstellt und in der Regel lediglich die Inhaltsübersicht solcher Ansammlungen von Webseiten beinhaltet. Ein Titel wie »Die Rhetorik der Homepage« (oder Webpage) wäre somit für diese Arbeit nicht nur unangebracht, sondern falsch. (Vgl. auch Vorgehensweise und Begriffsbestimmungen [link:I.2.3])
  3. Siehe Clemens Ottmers: Rhetorik. Sammlung Metzler, Bd. 283, Stuttgart 1996, S. 6.
  4. Vgl. Matthias Senor: Der sprunghafte Anstieg des Wissens ist nur ein Gerücht. In: Die Zeit, Jg. 1997, Nr. 21, o.A. Senor erklärt darin die fälschlichen Aussagen mancher Medientexte bezüglich der vielzitierten These von der “Explosion des Wissens”, denn ”dabei handelt es sich nur um gedruckte oder elektronisch gespeicherte Informationen, deren Wachstum vor allem auf der Produktion von Informationen durch den Computer selber beruht. […] So enthält beispielsweise die Gehaltsabrechnung eines Großunternehmens eine enorme Menge Information, die vernünftigerweise nicht zum Wissen der Menschheit gezählt wird.” Senor spricht deswegen auch eher von einer »Daten–Springflut« anstatt von einer »Informationsflut«.
  5. Diese Abbildung entstand in Anlehnung an eine Grafik auf der Website der Fachhochschule Kehl im Fachbereich Informationsmanagement zum Thema »Informationsflut«. [URL: http://www.fh-kehl.de/Veran/Informationsmanagement/infoflut/ppframe.htm – Stand: 11.02.1999]
  6. Siehe dazu Mike Sandbothe: Das Internet als Massenmedium. Neue Anforderungen an Medienethik und Medienkompetenz. Online: [URL: http://www.uni-jena.de/ms/massmed.html – Stand: 06.06.1999]: ”Das Internet befindet sich derzeit in einer signifikanten Umbruchphase. In den 70er und 80er Jahren wurde es vor allem von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Studierenden und Computerfreaks in aller Welt genutzt. Seit Mitte der neunziger Jahre entwickelt sich das ehemals akademisch dominierte Informations- und Kommunikationssystem mit Hochgeschwindigkeit zu einem neuen Massenmedium, das auch außerhalb der akademischen Eliten breitenwirksam genutzt wird.”
  7. Vgl. dazu Frank Schüre: Generation @: Die 18- bis 35jährigen und die Tugend der Orientierungslosigkeit – Zwischen oben und unten, zwischen links und rechts, zwischen Ich und Welt. [URL: http://www.archiv.zeit.de/zeit-archiv/daten/pages/orientie.txt.19970905.html (05.09.1997) – Stand: 13.04.1999] Schüre zitiert darin einen seiner Interviewpartner (Christoph Clermont): ”Die Informationsflut macht den Menschen nicht kaputt, sie bringt ihn weiter. Läßt ihn einen Schritt zurücktreten und feststellen: Das ist alles so widersprüchlich. Wenn ich mich permanent mit Widersprüchen auseinandersetzen muss, kann ich mich nicht mehr auf eine Sache festlegen. Ich kann mich nicht für eine politische Richtung entscheiden und auch nicht für irgendeinen wahnsinnigen Guru. Und dieses Potential wird nun in die Zukunft getragen.”
  8. Seit dem Buch von Clifford Stoll [Die Wüste Internet – Geisterfahrten auf der Datenautobahn. (Aus dem Amerikanischen von Hans Jörg Friedrich; S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1996] taucht dieser Begriff immer wieder in den Medien auf. Allein im Online-Archiv der Zeit [URL: http://www.archiv.zeit.de] ließen sich circa über 50 Einträge dazu finden [Stand: 20.03.1999]. Stoll beschreibt in dieser aus sozialwissenschaftlicher Sicht eher oberflächlichen Analyse die Auswirkungen des Internets auf die angloamerikanische Gesellschaft.
    Siehe hierzu Uwe Jean Heuser: (Buchkritik: Die Wüste Internet).In: Die Zeit, Jg. 1996, Nr.14. Online: [URL: http://www.archiv.zeit.de/zeit-archiv/daten/pages/stoll.txt.19960329.html (29.03.1996) – Stand: 02.04.1999]: ”All die Versprechen des Cyberspace sind für Stoll nur Mythen, von Technokraten in die Welt gesetzt. Das beginne bei den angeblichen Nutzerzahlen des Internet, die tatsächlich niemand auch nur halbwegs genau wissen kann. Und es setze sich fort in den Prognosen über eine Revolution des Konsums und des Handels – in den Netzen, so stellt Stoll fest, werde der gleiche Mist angeboten wie auf den Teleshopping-Kanälen im US-Fernsehen.” Heuser kommt zu folgendem Resümee: ”Ob man […] das ganze Buch lesen muss, […]. Vielleicht sollten wir lieber auf der Terrasse das Grillfeuer entfachen und auf die ersten Sterne am Nachthimmel warten. Das müßte ganz im Sinne Clifford Stolls sein.”
    Als zusätzliche Informationsquelle zu ersten Übersicht sozialwissenschaftlicher Betrachtungen zum Internet und zur Kritik an Stolls Buch, wird hier auf folgende Web-Adresse verwiesen: [URL: http://sun.rz.uni-duesseldorf.de/~lander/internet.html (20.11.1996) – Stand: 10.05.1999] – [Universität Düsseldorf – Philosophische Fakultät – Fachbereich Soziologie]
  9. Dem Autor dieser Arbeit ist im Verlauf des letzten Jahres immer wieder die Bezeichnung »Content« (aus dem englischen: stofflicher Inhalt) in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen aufgefallen. So äußerte sich der Marketingchef von »SAT 1« (privater Fernsehsender) auf einer Veranstaltung des VPRT (Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation) anlässlich des »Medi@Forums« in Nordrhein-Westfalen am 14.06. 1999 sinngemäß wie folgt: “Die Contentoligarchie ist nicht wirklich vorüber, denn im Sinne eines altbekannten Spruches gilt auch heute noch die Devise: Der Content ist tot, es lebe der Content.” Im Zusammenhang mit dem hier behandelten Thema bedeutet diese pathetisch formulierte Aussage, dass es für die existierenden Medienveranstalter im WWW eben nicht mehr nur um “hübsche” Bilder und sonstige vermeintliche “Spielereien” geht, sondern um die wahrzunehmende Chance sich hier mit “wirklichen” Inhalten zu präsentieren.
  10. Vgl. Enno Ladwig und H. Eckehart Röscheisen: Verborgenes Wissen. In: Screen Business Online, Jg. 1999, Nr. 4, Hamburg 1999, S. 32-37. Die Funktionsweisen der Suchmaschinen von verschiedenen Suchdiensten hier im Einzelnen unter technischen Angaben zu erläutern, bedürfte eines eigenen Kapitels. Doch zur notwendigen Erklärung ist eine kurze Beschreibung ausreichend: Suchmaschinen sind automatisierte, bis zu einem gewissen Grad eigenständig ablaufende Programme, welche stetig und regelmäßig die öffentlich zugänglichen Rechner im Internet nach maschinenlesbaren Angaben durchforsten. Gerade in der Lesbarkeit der Angaben für die Suchmaschinen, liegen die unterschiedlichen Ansätze und Möglichkeiten der zahlreichen Varianten.
  11. Vgl. etwa »Circular Informationssysteme«: Startrampe in das WWW. Dort sind allein 17 englischsprachige und 19 deutschsprachige Suchdienste verzeichnet. [URL: http://www.circular.de/www.htm – Stand: 10.03.1999]
  12. Vgl. Thomas Baker: Wie kann man im World Wide Web nur Ordnung stiften? [URL:http://www.archiv.zeit.de/zeit-archiv/daten/pages/webkata.txt.19960830.html (30.08.1996) – Stand: 05.05.1999] Baker beschreibt darin seinen Erfolg zum Thema »Quecksilber« etwas zu finden, wobei er allerdings ohne jede weitere Zusatzangabe nur das englische Wort dafür eingab – »Mercury« (>Quicksilver< wäre ebenfalls denkbar gewesen, oder eine Zusatzangabe wie >Metal<). “Sucht man etwas zum Thema Quecksilber, also >Mercury<, dann meldet beispielsweise Altavista [Suchdienst, Anmerk. des Verfassers] ‚ungefähr 156 000‘ Fundstellen. Darunter sind Dutzende von Ford-Mercury-Autohändlern, das Album ‚How the Grinch Stole Christmas‘ von Mercury Records, einiges zum Mercury-Weltraumprogramm der NASA, eine Beschreibung der Mercury-Computersprache, das britische Unternehmen Mercury Communications, eine Gesundheitsmeldung über das Amalgam in Zahnplomben, Makler von Tampa Bay, deren Web-Seite von Mercury Productions erstellt wurde, ein Artikel über die Cyberpornographie aus den San Jose Mercury News, Aesops Fabel ‚Mercury and the Sculptor‘, Satellitenphotos des Planeten Merkur und ein Londoner Horoskopdienst, der behauptet, die Stellung des Merkurs zur Geburtsstunde von Winston Churchill habe dessen Charakter entscheidend beeinflußt.”
  13. Vgl. Enno Ladwig und H. Eckehart Röscheisen, a.a.O., S. 34.
  14. Vgl. Angelika Schulz: Interfacedesign – Die visuelle Gestaltung interaktiver Computeranwendungen. St. Ingbert 1998, S. 24. Schulz zitiert darin Donald A. Norman aus einer 1988 erschienenen Veröffentlichung “The Psychology of Everyday Things” [Deutsche Übersetzung: Dinge des Alltags. Gutes Design und Psychologie für Gebrauchsgegenstände. Frankfurt am Main, 1989]: “Wichtige Akzente in der Diskussion um ein nutzerzentriertes Design von Informationssystemen hat die Arbeit […] von Donald A. Norman gesetzt. […] Gutes Design ist ein Design, `das brauchbar und verständlich ist`” (Norman 1989: [in der deutschen Ausgabe, S. 237]).
  15. Definition gemäß der 2. IIID-Konferenz (International Institut for Information-Design) vom 20./21. Mai 1994. Online: [URL: http://members.magnet.at/simlinger-iiid/Definition-d.html – Stand: 23.04.1999]
  16. Siehe Schulz 1998, S. 14 und vgl. Norbert Bolz: Revolution der Informationsgesellschaft. In: Informatik Magazin, Nr.3, o.O. 1994, S. 7
  17. Siehe Schulz, a.a.O., S. 14.
  18. Ebd.
  19. Ebd.
  20. Die Bezeichnung »Benutzungsoberfläche« wird auch in dieser Arbeit der Bezeichnung »Benutzeroberfläche« vorgezogen. Siehe dazu Schulz 1998, S. 11: ”Die Bezeichnung Benutzeroberfläche, die sich terminologisch im deutschen Sprachraum etabliert hat, stellt eine mißverständliche Übersetzung des englischen Ausdrucks user interface (nicht user surface) dar.” Unter sichtbaren Benutzungsoberflächen wird in vorliegender Arbeit im Sinne des Informationsdesign, sowohl die »Oberflächen« von Buch- und Zeitschriftenseiten, wie auch die »Oberflächen« von »Bildschirmen« (Bildschirmseiten) verstanden.
  21. Mittlerweile geht es im Internet nicht mehr nur um die Präsenz von Unternehmen und die Bekanntmachung ihrer Angebote, sondern um den Verkauf mit Hilfe dieses Distributionskanals. Die mittlerweile bekannten Begriffe hierfür sind »e-commerce« oder »e-business« (elektronisch-gestützter Kommerz / Verkauf im Internet). Aufgrund der uneinheitlichen Verwendung dieser Begriffe (Was fällt unter Verkauf/Bezahlen und beschränken sich die Angebote nur auf das Medium Internet?) etabliert sich im Deutschen auch der Begriff »Digitale Wertschöpfung«. Siehe hierzu Klaus Haasis und Ansgar Zerfaß (Hrsg.): Digitale Wertschöpfung. Heidelberg 1999, S. 5. – ”Unter digitaler Wertschöpfung verstehen wir wirtschaftliche Tätigkeiten, die entweder für oder mittels elektronischer Netze und Medien betrieben werden.”
  22. Siehe 2. IIID-Konferenz (International Institut for Information-Design) vom 20./21. Mai 1994.
  23. Als Beispiel für die Notwendigkeit von technischem Grundwissen möchte der Autor, aus eigener Erfahrung während seiner Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft in der »Medienabteilung« der Neuphilologischen Fakultät an der Universität Tübingen, auf die Situation in anderen Medien hinweisen. Ein Fernsehredakteur (Autor) ist bei der Abgabe eines guten TV-Beitrags immer auf die Mithilfe eines technischen versierten »Cutters« (Filmschnitt) oder Kameramanns (Bilderstellung) angewiesen. Treffen am Drehort drei Spezialisten im jeweiligen Fachbereich zusammen, ohne Kenntnisse über die Arbeit und Möglichkeiten des jeweils anderen, kommt es nur selten zu einer effektiven oder gelungenen Umsetzung des Themas für das Medium Film beziehungsweise Fernsehen.

Hinweis

Der vorliegende Auszug entspricht der gedruckten Originalfassung von 1999 und ist weder korrigiert noch für die Darstellung auf einer Webseite optimiert worden.

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